Zitiert: Erzähljournalismus ist eine Reaktion auf geschäftliche Konkurrenz

Erzähljournalismus, dessen Handwerk häufig und auch abschätzig verallgemeinernd «Storytelling» genannt wird, ist nicht dasselbe wie die Reportage. Indem in den Geschichten Charaktere, Szenen und Dialoge als Vehikel für den Faktentransport benutzt werden, sollen relevante Erkenntnisse effizient vermittelt, die Aufmerksamkeit der Leserschaft länger gehalten werden. Dass Journalisten dabei immer wieder vom «Kino im Kopf» sprechen ist nicht Zufall. Mit dem Geschichtenerzählen antwortet der Text-Journalismus auf die Aufmerksamkeitskonkurrenz durch Bildmedien, den Fotojournalismus oder das Fernsehen, Youtube-Clips oder Netflix-Serien. Allerdings tun die Texte dies häufig mit deren Waffen. Sie arbeiten ebenso mit Szenen, Charakteren und Cliffhangern. Zudem geben sie, meist aus der Perspektive einer allwissenden Instanz erzählt, wie Kameras vor, objektiv-distanziert zu sein. Dies kann durchaus noch als seriöser Journalismus funktionieren. Die Grenze zum Hintergrundboulevard ist aber häufig nur ein Klischee entfernt.

Pascal Sigg, infosperber.ch, 29.11.2022 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)