Die, die sich nicht mehr erreichen lassen, werde auch ich nicht mehr erreichen. Mich interessieren vor allem diejenigen, die in diesem Niemandsland dazwischen sind; die nicht so richtig wissen, was sie nun alles davon zu halten haben, die mir ihre Zweifel mailen und mich bitten, vieles noch einmal zu erklären. Da muss man auch die Erzählweise entsprechend verändern. Aber an diejenigen, die mir misstrauen, komme ich gar nicht mehr ran. […]
Ich weiß tatsächlich nicht, ob es eine Gesellschaft langfristig aushält, wenn so viele Menschen der Wissenschaft misstrauen. Ich kann daher nur versuchen, originell, teilweise auch mit einem guten Kalauer, einen Gegenpunkt zu setzen. Unser gesamtes Leben ist doch von Technik und Wissenschaft so durchdrungen, dass ich gar nicht nachvollziehen kann, wie die Leute mit all ihren Verschwörungserzählungen in den Spiegel schauen können. […]
Das einzige, das ich tun kann: Menschen auf ihre Widersprüche hinweisen und sie ermuntern, vielleicht doch noch einmal anders auf die Dinge zu schauen. […]
Mich überrascht eher etwas anderes, nämlich das riesige Angebot an Weltuntergangsserien auf den Streamingdiensten. Wir Wissenschaftskommunikatoren überlegen ständig, wie man mal etwas Positives unterbringen kann – und die Leute schauen sich achtteilige Katastrophenserien über den Weltuntergang an. Wenn wir dann über den Klimawandel und seine Folgen berichten, kommt hingegen sofort die Frage: „Aber wo bleibt denn das Positive?“ Das ist ein Widerspruch, den ich nicht begreife.
Harald Lesch, dwdl.de, 20.05.2024 (online)