Aus journalistischer Binnenperspektive ist man geneigt, den Autoren in vielem zu widersprechen und in manchem zuzustimmen. Tatsächlich aber stellt sich die Frage, ob das, was sie am wankenden System des Qualitätsjournalismus bemängeln, nicht hinsichtlich der gesellschaftlichen Kommunikation insgesamt untersucht werden müsste. Eine von Angstlust angetriebene Bereitschaft zur Polarisierung sowie ein von rechthaberischen Partikularismen befeuerter Argwohn gegenüber öffentlichem und veröffentlichtem Sprechen deuten auf einen gesellschaftlichen Wandel hin, der sich immer weiter vom Ideal einer deliberativen Demokratie entfernt, die auf den Prinzipien des Beratschlagens und Aushandelns basiert.
Harry Nutt, berliner-zeitung.de, 29.9.2022 (online)