Die Europäische Kommission hat auf den Filmfestspielen von Venedig die zweite Ausgabe ihres European Media Industry Outlook vorgestellt – und sie fällt alarmierend aus. Während die europäische Film- und TV-Branche nach der Pandemie ihre Produktionsleistung gesteigert hat, verliert sie im Wettbewerb mit globalen Technologieriesen weiter an Die Zahlen unterstreichen die Schieflage: In den Kinos der EU entfielen 2024 66 % der Ticketverkäufe auf US-Filme, während europäische Werke lediglich 29 % erreichten. Auf Streaming-Plattformen beträgt der Anteil europäischer Titel zwar 20 % der Kataloge, doch die tatsächliche Nutzung liegt bei mageren 16 %. Schockierend sind diese Zahlen jedoch nicht. Auch vor der Pandemie dominierte das US-Kino das europäische Boxoffice. Was laut Bericht bedenkenswert sei, ist die Entwicklung einer weiteren Zentrierung des Markts und der Wegfall eines Wettbewerbs innerhalb Europas.
Gleichzeitig nimmt die Produktionsleistung zu: 2023 wurden 1.779 Filme in der EU hergestellt, ein Plus von 3 % gegenüber dem Vorjahr. Der Produktionswert liegt inzwischen 16 % über Vorkrisenniveau. Doch die Finanzierung bleibt stark abhängig von öffentlicher Förderung – 26 % der Budgets stammen aus direkten Zuschüssen, weitere 21 % aus steuerlichen Anreizen.
Auf Unternehmensebene wächst die Dominanz amerikanischer Konzerne weiter. Comcast, Disney, Netflix und Google vereinen bereits 40 % der Umsätze der Top-100-Unternehmen in Europa auf sich. Der Anteil europäischer Anbieter sank seit 2016 um acht Prozentpunkte auf 59 %. Die größten Player auf EU-Seite bleiben ARD, RTL Group und Canal+. Boden. […]
Nur sieben Medienfirmen finden sich aktuell unter den 800 forschungsstärksten Unternehmen weltweit.
Positiv hebt die Studie die hohe Reputation europäischer Inhalte hervor – vom Qualitätskino über High-End-Serien bis hin zu Independent Games. Auch Beschäftigung und Profitabilität haben sich insgesamt stabilisiert. Doch die Kommission sieht in der aktuellen Entwicklung „Risiken für die wirtschaftliche Resilienz, die kreative Freiheit und die kulturelle Einflusskraft Europas“.
Damian Sprenger, blickpunktfilm.de, 08.09.2025 (online)