Man gewinnt den Eindruck, dass Stars Filme über sich bestellen, beauftragen, dass sie das Genre des Dokumentarfilms kapern, um sich selbst ein Denkmal zu setzen, um ein sehr genau kuratiertes Album ihrer eigenen Existenz auf den Markt zu werfen. Problematisch wird dabei auch die Distanzlosigkeit, die die Filme und Erzähler ihrem Objekt gegenüber einnehmen. …. Wo bleiben da ARD und ZDF? Müssten sie nicht auch Korrektive sein für solche Deformation des Dokumentarischen? Zeigen sie uns echte Menschen? Ein Film wie „Nachrede auf Klara Heydebreck“ (NDR 1969) wäre heute kaum denkbar. …. Den Namenlosen Namen geben, die Würde des unscheinbaren Lebens verteidigen, die Einzigartigkeit des Alltags wieder entdecken, die Menschen in ihren instrumentellen Verschnürungen zeigen und die unverwundbaren Stars ihrer heroischen Aura zu entkleiden: Das wäre der legitime Bildungsauftrag der Fernsehsender, zumindest.
Torsten Körner, tagesspiegel.de, 26.06.2020 (online)