Stellen Sie sich vor: Ein Rechenzentrum in Kalifornien hat eine Störung – und in Europa fallen Schulen, Krankenhäuser, Verwaltungen aus.
Oder: Ein durchgeknallter Tech-Oligarch im Silicon Valley ändert einen Algorithmus – und plötzlich kippt die Sichtbarkeit von Nachrichten, von politischen Initiativen, von Meinungen.
Klingt überdreht? Es ist Alltag.
Digitalisierung ist wie Strom. Sie ist immer da – bis sie ausfällt. Und dann merken wir, wem wir die Sicherungen überlassen haben.
Wir reden nicht über neutrale Technik. Wir reden über Macht. Über Konzerne, deren Entscheidungen über Grenzen wirken. Über Sektoren. Über Demokratien. Und den Rest der Welt. Und über das Politische: Teile der Tech-Elite positionieren sich, aus Ideologie und aus Eigeninteresse, offen oder indirekt an der Seite autoritärer Kräfte. Kräfte, die gerade dabei sind, die Demokratie in den USA zu zerstören. Und ihre Ideologien exportieren.
Finanzielle Unterstützung. Mediale Plattformen. Netzwerke. All das verschiebt die Fenster des Sagbaren – und des Machbaren. Das ist nicht bloß Lobbyarbeit. Das ist Regelsetzung durch Marktmacht.
Wenn Anbieter zugleich Infrastruktur sind, Marktplatz, Schiedsrichter und Gesetzesberater – dann ist die Demokratie nicht mehr Schiedsrichterin.
Dann ist sie Zuschauerin.
Markus Beckedahl, digitalpolitik.de, 08.10.2025 (online)