Als der Mord am rechten Internetaktivsten Charlie Kirk in der Presse aufgearbeitet wurde, zeigte sich ein erhebliches Unverständnis vieler Printmedien für digitale Zusammenhänge. Teile des deutschsprachigen Journalismus schienen nicht in der Lage, bedeutende Codes zu dechiffrieren, kannten relevante Akteur:innen maximal oberflächlich und zeigten sich unsensibel gegenüber den Feinheiten der Digitalkultur. Berit Glanz schrieb in einem Newsletter zum Thema treffend: „Es ist ein zunehmend brennendes Problem, dass die etablierten Institutionen seit Jahren verweigern sich mit der Rolle von Onlinekultur auseinanderzusetzen, obwohl seit vielen Jahren Offlinegewalt aus Internetkultur entsteht.“
Was dem deutschen Journalismus zumindest in großen Teilen aktuell noch zu misslingen scheint, schafft der deutsche Dokumentarfilm mit Bravour und das bei ziemlich beschränkten Mitteln. In den letzten Jahren sind zahlreiche deutsche Dokumentarfilme entstanden, die auf eingängige Weise ein Gefühl für die Mechanismen und Abgründe des Internet- und Social-Media-Zeitalters erzeugen und dabei Protagonist:innen abbilden, die nicht nur singuläre Charaktere darstellen, sondern als Figuren für weit verbreitete und problematische gesellschaftliche Entwicklungen stehen.
Lennart Rettler, 54books.de, 12.11.2025 (online)

