Zitiert: Der öffentliche Diskurs löst die Probleme, die er selbst konstruiert

Der Soziologe Armin Nassehi hat es in einem Gastbeitrag im „Spiegel“ (Abo) einmal simulierte Auseinandersetzung genannt. Sehr oft geht es direkt um alles, aber manchmal spielt dabei überhaupt keine Rolle, worum es geht. Aktualität und Marktmechanismen der Öffentlichkeit überformen Kontext und Komplexität.

Es ist ein Phänomen der Gegenwart, dem offensichtlich nicht Herr zu werden ist. Komplizierte Themen drängen als Meinung in die Öffentlichkeit und erhalten Zustimmung oder Ablehnung. Die Lösung vieler politischer Probleme ist zwar überaus komplex, weil politische, wirtschaftliche, rechtliche, ästhetische und zeitliche Zwänge wirken und nicht unbedingt widerspruchsfrei aufgelöst werden können. Aber im öffentlichen Diskurs landet man immer wieder bei Daumen-hoch-Daumen-runter-Fragen: Klimaschutz ja oder nein? Migration gut oder schlecht? Bürokratie schlimm oder sehr schlimm? „Der öffentliche Diskurs löst die Probleme, die er selbst konstruiert: Er erzeugt übersichtliche Konfliktlinien“, schrieb Armin Nassehi.

Klaus Raab, MDR Altpapier, 14.11.2025 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)