Der NDR verschenkt mehr als 100.000 Schallplatten aus dem Archiv an das Schallplattenmuseum in Nortorf. Neben „polnischen Gewerkschaftsliedern, Klamauk von Mike Krüger“ und „seltenen Jazz-Aufnahmen aus Hamburger Clubs“ befinden sich darunter auch Schellackplatten, die über 100 Jahre alt sind. „Es ist ein Irrglaube, Spotify könnte einen solchen Schatz ersetzen“, sagt NDR-Redakteur Andreas Gaertner. […]
„Es gibt ja auch viele Künstler, die wahrscheinlich nur ein, zwei Platten rausgegeben haben und die man ansonsten überhaupt nicht kennt. Und da wird’s dann auch wieder spannend. Wenn man so was dann findet, auch mit Erklärungen zu den Künstlern, was ja mit den Rundfunkplatten da ist, da sind ja vielfach noch Künstlerinformationen der Plattenfirmen mit drin und das macht die ganze Sache unglaublich lebendig und interessant auch.“ […]
Der NDR konnte mit all diesen Kostbarkeiten, Skurrilitäten und Raritäten nicht mehr viel anfangen – auch, weil viele der Bestände längst digitalisiert sind. Und der Sender Platz schaffen wollte, sagt Maria Godsch, die Leiterin der Archive. […]
Ein Verkauf sei rechtlich übrigens nicht möglich gewesen, sagt die Archivleiterin. Denn die allermeisten Schallplatten sind sogenannte Industriemuster – der NDR hat sie also nicht gekauft, sondern sie kostenlos von den Plattenfirmen bekommen. Jetzt verschenkt er sie also weiter an das Schallplattenmuseum. […]
Denn viele, aber längst nicht alle Schellack- und Vinylplatten sind tatsächlich nicht digitalisiert worden – weder von den Rundfunkanstalten, noch von den großen Musik-Streaming-Diensten, sagt Andreas Gaertner. Der NDR-Redakteur kennt das Schallarchiv gut – und weiß um dessen kulturhistorische Bedeutung.
Jörn Straehler-Pohl, Deutschlandfunk Kultur, Zeitfragen, 17.08.2022 (online)