„Früher war das Wetter ein einfacheres Thema“, meint Silke Hansen, Leiterin des Wetterkompetenzzentrums der ARD. Jetzt sei das anders. „Heute muss man immer mitdenken, wenn man über einen schönen Sommertag spricht.“ Denn der Klimawandel hat das Wetter politischer gemacht, den Wetterbericht auch. ZDF-Wettermoderator Özden Terli spricht jedenfalls nicht mehr von „schönem Wetter“. […]
Für den Klima-Kontext seiner Vorhersagen erntet Terli regelmäßig Shitstorms. Der Moderator betreibe Klimaaktivismus, lautet ein Vorwurf. Terli sieht solche Kritik distanziert. „Das Darstellen von Klimafakten ist etwas Neutrales“, meint er, denn „die Physik gilt für alle.“ Außerdem könne man das Wetter nicht als schön bezeichnen, wenn der Bericht neutral sein soll. Denn „schön“, „schlecht“ oder „schmuddlig“ sind Werturteile. Das Wetter ist nichts davon. […]
Laut Silke Hansen liege der Trick in der Klimaberichterstattung wohl in der richtigen Dosierung: Zu wenig führe zu Unwissen, zu viel zu Abstumpfung. Trotzdem dürften Meteorologen nicht „als Klima-Alarmisten rüberkommen“, unterstreicht Katja Horneffer, Leiterin des ZDF-Wetterteams. Aber warum eigentlich nicht? Was gibt es denn Wichtigeres als das Klima und wen Besseres als Alarmisten mit Faktenwissen und Publikum? Keine Stellung zu beziehen, ist auch keine Lösung. Und die Schönwetterzeiten sind eh vorbei.
Mandy Tröger, berliner-zeitung.de, 08.05.2023 (online)