Würde es nun allein um die Werte der Demoskopen gehen, müssten eigentlich Merz und Weidel zum Duell geladen werden. Seit Sommer 2023 liegt die AfD stabil auf Platz zwei und landete auch bei der Europawahl vor SPD und Grünen.
Der Verdacht liegt nahe, dass ARD und ZDF der Spitzenkandidatin einer in Teilen rechtsextremen Partei keine Bühne bieten wollten. Umso absonderlicher, dass man ihre Frontfrau dann aber mit dem Vizekanzler ins Studio einlud. Die Grünen sollten sich genau überlegen, ob sie dieses vergiftete Angebot annehmen.
Gedanken machen müssen sich aber auch die Programmdirektoren bei ARD und ZDF. In einer zunehmend individualisierten Gesellschaft mit zersplitterter Parteienlandschaft passt das Konzept des TV-Duells nicht mehr in die Zeit.
2002 gelang es SPD und Union noch, gemeinsam 77 Prozent der Wählerstimmen auf sich zu vereinen. Inzwischen kommen Sozialdemokraten und Konservative auf nicht einmal mehr 50 Prozent. Die Zeit der Volksparteien ist vorbei. Es ist erschreckend, dass dies bei ARD und ZDF noch nicht angekommen ist.
Felix Hackenbruch, tagesspiegel.de, 17.12.2024 (online)