In der Ethik gibt es keinen Gesetzgeber. Wir selbst müssen uns fragen: Wie definieren wir gutes journalistisches Handeln? Bei der Kriegsberichterstattung denke ich da in erster Linie an die Persönlichkeitsrechte der Opfer, die abgebildet werden, an Privatsphäre und Respekt. Und mir scheint relativ klar, dass so eine Abbildung dagegen verstößt. Das Opfer wird ins Rampenlicht gezerrt, ohne selbst eingewilligt zu haben. Es interessiert nicht das Schicksal oder der ermordete Mensch, sondern nur das Narrativ, das man damit rüberbringen kann. Das ist in meinen Augen sehr problematisch.
Claudia Paganini, sueddeutsche.de, 6.4.2022 (online)