Ich muss sagen, dass mittlerweile in der Tat wieder intelligenteres Fernsehen gemacht wird. Das ist eindeutig den Plattformen zu verdanken. …. Hier zählen die Subscriber, die Aboabschlüsse und nicht in erster Linie die Quote eines einzelnen Films über die gesamte Bevölkerung gerechnet. Da Plattformen keine Quoten veröffentlichen, steht die Qualität wieder viel mehr im Vordergrund. Das ist eine extrem positive Entwicklung, die ganz bewusst von allen Marktteilnehmern aufgegriffen wird. … Den Plattformen geht es allein darum, neue Kunden zu gewinnen. Die Entscheidung, eine Serie nach der zweiten oder dritten Staffel zu beenden, liegt gar nicht am vermuteten Misserfolg. Vielmehr brauchen die Anbieter frischen Content. Es geht darum, immer etwas Neues aus dem Ärmel zu zaubern. Damit lockt man potenzielle neue Abonnenten. Außerdem erhält man wesentlich mehr Presse. Eine vierte Staffel ist doch oft schon gar keine Meldung mehr Wert. … Beim Öffentlich-Rechtlichen und im Free-TV hat man immer wie Quote im Nacken. Bei Netflix habe ich das nicht. Das macht definitiv einen Unterschied in der Qualität und Zielgruppenansprache.
Heinrich Ambrosch, Blickpunkt:Film, Fokus Austria, S. 28 (nicht online)