Die umfangreichen Bemühungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, quasi über Nacht all jene jungen Zielgruppen zu erreichen, für die er sich noch bis vorgestern null Komma nichts interessiert hat, nehmen gerade im dokumentarischen Fernsehen oft erstaunliche Formen an. Da wird angebiedert und abgekultet, da gibt es gelegentlich Versuche, mit immer schnelleren Schnitten zu camouflieren, dass es an dem fehlt, was der Schnitt ja eigentlich ordnen und stärken soll: Inhalt. […]
In dieser Aufzählung noch nicht mal inbegriffen sind die zuweilen komplett ins Lächerliche kippenden Presenter-Dokus, bei denen Zuschauer themenunabhängig Reporterinnen und Reportern minutenlang zugucken müssen, wie sie E-Mails schreiben, nachdem sie im On gesagt haben, dass sie jetzt eine E-Mail schreiben. Wiederum nach dem E-Mail-Schreiben berichten dieselben Reporter dann, was das mit ihnen gemacht hat. Das im Sinne von: eine E-Mail schreiben.
Cornelius Pollmer, sueddeutsche.de, 18.08.2023 (online)