Zitiert: Das China-Dilemma unserer Medien

In der Berichterstattung über China zeigt sich ein fataler Mechanismus. Wie er wirkt und was die Aufmerksamkeitsfalle bedeutet. […]

So wie 2002 George W. Bush begonnen hatte, Aufmerksamkeit auf den Irak zu lenken, so beginnt sich nun der Fokus gen China zu richten. Das neue Feindbild. Und damit auch die neue Falle, die bereits beginnt zuzuschnappen. Denn, egal wie man über China spricht, alles lenkt Aufmerksamkeit dorthin. Und es ist davon auszugehen, dass das bereits Teil einer Diskursstrategie ist. [..]

Denn auch diejenigen, die erkennen, dass hier ein neues Feindbild aufgebaut wird, bedienen es. So, wie dieser Artikel hier. Es zu benennen, suggeriert bereits Relevanz. Diese Falle können nur Diskursmächtige aufstellen. Sie definieren den Diskursrahmen, in dem sich Diskursschwächere bewegen. […]

Wer eine Diskursmaschine am Laufen halten will, ist dankbar für jede Gegenstimme. Sie ermöglicht das Wiederholen, das man zum Überzeugen braucht. Sonst könnte ein aufgebrachtes Thema schnell versanden.

Das ist eine Aufmerksamkeitsfalle – die Diskursfalle, die für die Besorgten und Besonnenen aufgestellt wird. Widerspruch ist fest eingeplant. Eine gewichtige Gegenstimme erklärt bisweilen erst die Themensetzung für relevant und macht sie wirkmächtig.

Das aufziehende Dilemma ist erkennbar: Wer nicht widerspricht, akzeptiert das neue Feindbild. Wer widerspricht, bedient es ebenfalls. Gemein und gefährlich an dieser Konstellation ist, dass Aufklärung darüber „Wie China wirklich ist“ oder dergleichen mehr, dem Interesse derjenigen zuarbeitet, die Aufmerksamkeit auf China lenken wollen.

Sabine Schiffer, telepolis, 30.03.2023 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)