In der Berichterstattung über China zeigt sich ein fataler Mechanismus. Wie er wirkt und was die Aufmerksamkeitsfalle bedeutet. […]
So wie 2002 George W. Bush begonnen hatte, Aufmerksamkeit auf den Irak zu lenken, so beginnt sich nun der Fokus gen China zu richten. Das neue Feindbild. Und damit auch die neue Falle, die bereits beginnt zuzuschnappen. Denn, egal wie man über China spricht, alles lenkt Aufmerksamkeit dorthin. Und es ist davon auszugehen, dass das bereits Teil einer Diskursstrategie ist. [..]
Denn auch diejenigen, die erkennen, dass hier ein neues Feindbild aufgebaut wird, bedienen es. So, wie dieser Artikel hier. Es zu benennen, suggeriert bereits Relevanz. Diese Falle können nur Diskursmächtige aufstellen. Sie definieren den Diskursrahmen, in dem sich Diskursschwächere bewegen. […]
Wer eine Diskursmaschine am Laufen halten will, ist dankbar für jede Gegenstimme. Sie ermöglicht das Wiederholen, das man zum Überzeugen braucht. Sonst könnte ein aufgebrachtes Thema schnell versanden.
Das ist eine Aufmerksamkeitsfalle – die Diskursfalle, die für die Besorgten und Besonnenen aufgestellt wird. Widerspruch ist fest eingeplant. Eine gewichtige Gegenstimme erklärt bisweilen erst die Themensetzung für relevant und macht sie wirkmächtig.
Das aufziehende Dilemma ist erkennbar: Wer nicht widerspricht, akzeptiert das neue Feindbild. Wer widerspricht, bedient es ebenfalls. Gemein und gefährlich an dieser Konstellation ist, dass Aufklärung darüber „Wie China wirklich ist“ oder dergleichen mehr, dem Interesse derjenigen zuarbeitet, die Aufmerksamkeit auf China lenken wollen.
Sabine Schiffer, telepolis, 30.03.2023 (online)