Politikerinnen und Politikern Entscheider über Sende- und Interviewplätze. Da fühlt man sich leicht umschwärmt. Als Chefredakteur bist du hingegen die Klagemauer: Beschwerden landen bei mir. Das geht in Ordnung. Wir sind ein großer, wichtiger Apparat, der sich der Kritik stellen muss. In der Regel verläuft das ziemlich fair. […]
Ich rate der Politik, die langfristigen Konsequenzen im Auge zu behalten. Angefangen hat es mit Angela Merkels Podcast aus dem Kanzleramt. Der Versuch, die neuen Medien zur Selbstdarstellung zu nutzen, greift immer mehr um sich. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz nutzt dieses Mittel. Ich finde allerdings, dass Politiker noch immer gut beraten sind, sich der Öffentlichkeit durch den Filter kritischer Journalistenfragen zu präsentieren. Wenn das fehlt, besteht Selbstgefälligkeitsalarm! Guter Journalismus konfrontiert die Politik mit den Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Druck führt meistens zu mehr Klartext als Texte aus der PR-Abteilung.
Peter Frey, teleschau.de, 5.8.2022 (online)