In den Spielfilmen kommt die DDR verlässlich als Stasi-Schreckensregime vor, eine differenziertere Perspektive erlauben Dokus zum Thema. Ein Blick ins Programm zum Tag der Deutschen Einheit. […]
Es ist bezeichnend, welche Angebote ZDF und 3Sat zum „Tag der Einheit“ ins Programm genommen haben. Beide fiktionalen Filme handeln von der Stasi, neben „Nahschuss“ auch „Wendezeit“ mit Petra Schmidt-Schaller als Doppelagentin. Lohnender sind die Dokumentationen und Reportagen – heraushebenswert ist „Mein Land will nicht verschwinden“. […]
Nicht nur historisch interessant sind die Auftritte der Parteien vor der Volkskammerwahl im März 1990 und Goldsteins Reise zu den streikenden Kali-Kumpeln in Bischofferode 1993. In längeren Passagen widmet er sich dem Umgang mit den DDR-Biografien. Leute im Osten würden bis heute als Objekte der Geschichte gesehen, als Opfer der Systeme, aber nicht als Reflektierende, selbst Urteilende: „Dabei hatten sie dem Westen die Erfahrung einer Niederlage voraus.“ Dass die DDR bis heute gern als „Schreckensgeschichte“ erzählt wird, „als wäre das untergegangene Land immer noch ein gefährlicher Gegner“, passt als Kommentar zu Stasi-Filmen wie „Nahschuss“.
Torsten Wahl, berliner-zeitung.de, 01.10.2025 (online)