Aber wer den Rest sieht, kann den Film kaum für ein agitatorisches Machwerk halten. In seinem Bemühen, das Comeback von Trump zu erklären, gibt er seinen Unterstützern mindestens so viel Raum wie seinen Gegnern, Kommentatoren von allen Seiten des politischen Spektrums kommen zu Wort. Vielleicht gab es auch deshalb keine einzige Beschwerde, als der Film vor einem Jahr in der BBC lief.
Zum ganzen Bild würde es auch gehören, zu erklären, wieso es nun überhaupt plötzlich zur Kontroverse kam. Ausgelöst wurde sie durch ein Dossier des ehemaligen Journalisten Michael Prescott. Prescott wird gern als „unabhängiger Berater“ bezeichnet, aber das ist etwas naiv. Er ist Geschäftsführer einer britischen Lobbying-Firma, die unter anderem US-Unternehmen vertritt, deren Chefs enge Verbündete von Trump sind, wie Oracle und Paramount, die Firmen von Larry Ellison und seinem Sohn David.
In Auftrag gegeben wurde das Dossier wiederum von BBC-Vorstand Robbie Gibb, einst Kommunikationsdirektor der ehemaligen Premierministerin Theresa May, Vertrauter von Boris Johnson und Mitgründer des Krawallsenders GB News, den Trump als Alternative zur BBC empfiehlt. Viele halten Gibb für den Mann hinter einer Kampagne, die BBC von rechts zu unterwandern, Informanten innerhalb der BBC sprechen von einem „Putsch“. Mag sein, dass diese Vorwürfe übertrieben sind, aber am Ende kommt es gar nicht darauf an, ob die Intrige Erfolg hat. Es reicht ja, wenn sich Trumps Version der Geschichte durchsetzt.
Harald Staun, faz.net, 15.11.2025 (online)

