Talkshows haben nicht die Aufgabe, den Mächtigen nach dem Mund zu reden und ihnen widerspruchsfrei das Feld zu überlassen. Aber dieses Dauertrommelfeuer, das Land und seine Entscheider wie Versager erscheinen zu lassen, hat natürlich den Effekt, dass das Land und seine Entscheider wie Versager wirken. Konzentriertere Sendungsformate wie der erste Teil der Sendung und mindestens mehr Gesprächsführung und Fokussierung im zweiten, vielleicht auch eine weniger vorhersehbare Einladungspolitik könnten dieser Dynamik entgegenwirken.
Aber seien wir ehrlich: Selbst wenn es Miosga am Sonntag gelänge, die Qualität der ersten halben Stunde dauerhaft zu erreichen – am Montag folgte Klamroth, am Dienstag Maischberger, am Donnerstag Illner, dazu dreimal in der Woche Lanz. Mehr als 300 Sendungen im Jahr, die nach einem Kompromiss zwischen Unterhaltsamkeit und Unmittelbarkeit der Aussage suchen, müssen sehr aufpassen, dass die Vertreter demokratischer Institutionen nicht dauerhaft in einen pseudodemokratischen Diskurs verwickelt werden.
Philipp Krohn, faz.net, 01.09.2025 (online)

