Unsere Gesellschaft unterliegt einem Wandel, auf den wir permanent reagieren müssen, in der Wirtschaft, beim Klima, internationalen Konflikten und so weiter. Und das ist anstrengend, weil die politischen Lösungen parallel so kompliziert werden und man sich viel Zeit nehmen müsste, um die verschiedenen Vorschläge zu verstehen. So viel Zeit haben nicht alle Wählerinnen und Wähler. In diesem Moment geht eine Lücke auf, wo Populisten mit einfachen Antworten verfangen. Es gibt für einen Großteil der Gesellschaft kein Leben im Unpolitischen mehr, weil ihr Leben so stark von Politik beeinflusst wird. […] Ich begreife es als meine Aufgabe als Journalistin, viele verschiedene Perspektiven abzubilden und nachvollziehbar zu machen. Das hilft schließlich den Zuschauern, sich selbst eine Meinung zu bilden. […]
Zwischen der Mitte und den Extremen gibt es einen ziemlich weiten Bereich. Es ist mein Job, auch den zu beleuchten. Meine Sorge ist aktuell, dass der Begriff der Meinungsfreiheit, die so ein hohes Gut ist, jetzt ausgehöhlt wird und man den nicht mehr verwenden kann, wenn für manche unter Meinungsfreiheit auch das Verbreiten von Falschinformationen fällt. Wir müssen als Gesellschaft darüber übereinkommen, wo die Grenze dieser Freiheit ist.
Eva Schulz, sueddeutsche.de, 11.02.2025 (online)