Zitiert: ARD-„FilmMittwoch“: Gruselkabinett mit Gesellschaftsrelevanz

Schon seit längerem gilt laut ARD-Fernsehfilmkoordination eigentlich die Losung, den Stammsendeplatz für „besondere Filme mit zeit- und kulturgeschichtlicher Bedeutung“ vor allem mit Inhalten zu bespielen, die auch bei mittelalten Nutzer:innen der Mediathek gut ankommen. Linear wurde der Platz zuletzt aber so regelmäßig mit gut abgehangenen, zum Teil über zehn Jahre alten Wiederholungen bestritten, dass man dem Ersten förmlich bei der Budgetumschichtung ins Digitale zusehen konnte.

Dabei ist die Grundidee ja schlüssig: dem Publikum fiktional im Wechsel nicht bloß Krimi und Komödie zuzumuten, sondern auch – öffentlich-rechtlicher Tusch, bitte! – gesellschaftliche Relevanz. […]

Jeder Film ist, für sich genommen, durchaus sehenswert und wurde von der Kritik teilweise überschwänglich gelobt.

Zusammengenommen aber sind diese Gegenwartsporträts ein Rätsel: Krankheit und Identitätsverlust, Einsamkeit und Zukunftsskepsis geistern durch die meist farbentsättigte Provinz, und jeder Film zelebriert geradezu lustvoll eine Trostlosigkeit, wie es sie in diesem Umfang sonst nirgends im deutschen Fernsehen zu sehen gibt. […]

So unterschiedlich die Filme auf den ersten Blick auch wirken: Sie bedienen sich oft erstaunlich ähnlicher Mittel, spielen mit Traumsequenzen oder Zeitebenen, lassen Protagonist:innen mit ausdrucksleeren Gesichtern in die Ferne starren und legen über alles eine nebelige Schwerfälligkeit. […]

Die ARD muss sich fragen lassen, was sie mit diesem merkwürdigen Trend eigentlich bezwecken will. In erster Linie offensichtlich einen Blick auf die Gesellschaft, der verlässlich schlechte Laune macht.

Peer Schrader, dwdl.de, 12.11.2023 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)