Zitiert: Alte „Medien“ imitieren zunehmend die Logik der „neuen“ Medien

Beim Kongress Zukunft deutscher Film geht es nicht nur um Filme, sondern auch um Förderung und Finanzierung, um Filmkultur und Filmpolitik, um gesellschaftliche und philosophische Fragestellungen. In diesem Jahr kam der Umgang alter und neuer Medien mit Fakten und Berichterstattung hinzu. So referierte der Filmemacher Jan Tussing über die Situation der Nachrichtenredaktionen im Hessischen Rundfunk und legte dar, wie bisweilen mangelhaft recherchierte Beiträge im cross-medialen Verwertungszyklus zwischen Fernsehen, Radio, Internet und sozialen Medien aus Sparzwängen „umkonfektioniert“ werden, ganz nach dem Motto: „Was clickt gut?“

Das Problem resultiert daraus, dass „alte“ Medienhäuser und Tageszeitungen zunehmend die Logik der „neuen“ Medien imitieren, wodurch sie an Qualität und Relevanz einbüßen. Diese fatale „Sucht nach Clicks“ beklagte auch der Schweizer Publizist Roger de Weck auf einem mit Elisabeth Bronfen und Stefan Aust hochkarätig besetzten Panel. De Weck, eine wohltuende Erscheinung mit schneidend klaren Statements, verteidigte einen ethischen, faktenbasierten Journalismus, der wie die liberale Demokratie der Aufklärung entstammt und gegen einen ideologisch-propagandistischen, post-faktischen Wahrheitsbegriff verteidigt werden muss. Außerdem plädierte er für eine staatliche Förderung sowohl öffentlich-rechtlicher wie auch privater Medien, um demokratische Kräfte zu stärken – „ansonsten übernehmen die Oligarchen die Macht“.

Philipp Stadelmaier, filmdienst.de, 04.05.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)