Beim Kongress Zukunft deutscher Film geht es nicht nur um Filme, sondern auch um Förderung und Finanzierung, um Filmkultur und Filmpolitik, um gesellschaftliche und philosophische Fragestellungen. In diesem Jahr kam der Umgang alter und neuer Medien mit Fakten und Berichterstattung hinzu. So referierte der Filmemacher Jan Tussing über die Situation der Nachrichtenredaktionen im Hessischen Rundfunk und legte dar, wie bisweilen mangelhaft recherchierte Beiträge im cross-medialen Verwertungszyklus zwischen Fernsehen, Radio, Internet und sozialen Medien aus Sparzwängen „umkonfektioniert“ werden, ganz nach dem Motto: „Was clickt gut?“
Das Problem resultiert daraus, dass „alte“ Medienhäuser und Tageszeitungen zunehmend die Logik der „neuen“ Medien imitieren, wodurch sie an Qualität und Relevanz einbüßen. Diese fatale „Sucht nach Clicks“ beklagte auch der Schweizer Publizist Roger de Weck auf einem mit Elisabeth Bronfen und Stefan Aust hochkarätig besetzten Panel. De Weck, eine wohltuende Erscheinung mit schneidend klaren Statements, verteidigte einen ethischen, faktenbasierten Journalismus, der wie die liberale Demokratie der Aufklärung entstammt und gegen einen ideologisch-propagandistischen, post-faktischen Wahrheitsbegriff verteidigt werden muss. Außerdem plädierte er für eine staatliche Förderung sowohl öffentlich-rechtlicher wie auch privater Medien, um demokratische Kräfte zu stärken – „ansonsten übernehmen die Oligarchen die Macht“.
Philipp Stadelmaier, filmdienst.de, 04.05.2025 (online)