23 Jahre lang war „SWF3“ der coolste Radiosender der Republik, dann wurde er abgewickelt. […] Leider wurde SWF3 vor fast 27 Jahren mit SDR3 zusammengelegt und starb so von einem Tag auf den anderen. Dennoch gibt es noch heute eine nicht unbedeutend große Fan-Gemeinde, die sich gerne an den Sender aus Baden-Baden erinnert. […]
Die SWF3-Mitarbeiter, auch das ist in Glöckners Podcast zu hören, nannten Stockinger „Stock“, „Boss“ oder „Käpt’n Rotbart“ und fürchteten nichts mehr als seine Stehkonferenzen und handgeschriebenen Zettel. Am meisten traf es sie, wenn er ihnen „Gelaber“, „Gefasel“, „Geschlampe“ oder „journalistisches Angewanze“ vorwarf. Denn Stockinger hatte eine Mission: Das Intelligente mit dem Unterhaltsamen zu verbinden, wie es zu dieser Zeit vor allem die Münchner Abendzeitung verstand (der junge SWF-3-Mann Plasberg kam von dort). Stockinger, zuvor Buchhändler, Hafenarbeiter und Zeitungsreporter, forderte von seinen Leuten Radio-Sätze, die jeder versteht. Zugleich verteidigte er die Anarchie: Wenn jemand zum Beispiel am Telefon während einer Sendung interessant war, egal ob Staubsaugervertreter oder Vorsitzende eines örtlichen Stammtischs, sollte unbedingt weiter gefragt werden. Und wenn die Werbung deshalb mal nicht auf die Minute genau begann, war das ihm auch egal.
Martin Zips, sueddeutsche.de, 30.12.2024 (online)
Ein Podcast erinnert an diese Zeit – und an Programmchef Peter Stockinger.
(Spotify)