Das Internet führt damit auf dem kulturellen Feld zu einem grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie und welche geistig-kreativen Inhalte produziert und konsumiert werden. Nicht mehr (nur) die großen Vermarkter und Verwerter entscheiden, wer in den Markt gedrückt wird und damit breite Aufmerksamkeit gewinnt, sondern Netz-Communities. Die kulturelle Landschaft könnte dadurch diverser werden, einige Intermediäre möglicherweise überflüssig, einige Künstler bekannter, die es auf „normalem Wege“ vielleicht nicht durchs Nadelöhr geschafft hätten. Die neuen Medien führen indes nicht zu einer Aufhebung der Spannung zwischen „offener“ und „geschlossener“ Wissensschöpfung. Denn auch weiterhin ist künstliche Verknappung die Grundvoraussetzung der warenproduzierenden Gesellschaft. Ein Sektor allein kann hier nicht ausbrechen. Mit anderen Worten: Die grundsätzlichen Konflikte werden bleiben. Das wissen letztlich auch alle Beteiligten an der Debatte um geistiges Eigentum. Sie reden daher zu Recht stets nur von einem „Ausgleich“ der Interessen, nicht aber davon, die Interessensgegensätze zu überwinden.
Sabine Nuss, Blätter für deutsche und internationale Politik, 12/2012
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