„Ein herkömmlicher Fernsehsender, der ein Netz von Korrespondenten unterhält und ein Vollprogramm schultert, kann im Bereich der Serien-Produktion mit den Budgets von Amazon nicht mithalten. Der qualitative Vergleich zwischen Amazon-Serien und etwa denen des deutschen Fernsehens wäre deshalb unangemessen.
Dem ungeduldiger werdenden Publikum, das in Blogs häufig in Schwarz-Weiß-Manier die Qualität von US-Serien wie denen von Amazon oder Netflix feiert und sich im Gegenzug über eine vermeintliche „Zwangsgebühr“ für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland mokiert, der derartige nicht zustande bringe, sind diese strukturellen Argumente schwer vermittelbar. Nicht auf dem Schirm haben die Kritiker dabei, dass es in der deutschen Fernsehlandschaft auch bemerkenswerte Qualitäten gibt: Dokumentarische Formen beispielsweise, produziert u.a. vom Südwestrundfunk SWF), haben über Jahrzehnte hinweg eine individuelle Handschrift entwickelt, die man bei hochkarätigen Streaming-Formaten von Amazon (trotz etwa dokumentarischen Angebots „The New Yorker“) so nicht findet. An diesem Punkt muss das Nachdenken über Qualität, Struktur und Budgets beginnen.“
Manfred Riepe, Medienkorrespondenz 3/2016 (nicht online)