ZDF-Intendant Thomas Bellut hat den Vorwurf zu starker Berichterstattung über die AfD vor der Bundestagswahl zurückgewiesen. „Ein Zuviel kann ich in keiner Weise feststellen“, sagte Bellut am Freitag in Mainz. „Sie war vertreten, und das muss auch so sein.“ Es sei die Pflicht gewesen, alle relevanten Parteien – ob im Bundestag oder noch nicht – zu berücksichtigen. „Wir sind kein Medium, das Meinungen verteidigt, sondern wir geben Meinungen eine Plattform.“ In der politischen Talkshow des ZDF („Maybrit Illner“) seien von 400 Gesprächspartnern zwischen Anfang 2016 und September 2017 elf Mitglieder der AfD oder der Partei Nahestehende zu Gast gewesen. So berichtete es meedia.de am 29. September (online). Maybrit Illner wehrte sich mit demselben Argument. AfD-Politiker hätten nur drei Prozent der Gäste ausgemacht. (welt.de, 3.11.2017, online)
Allerdings wäre es sinnvoller, sich nicht nur auf die Zahl der Gäste zu beziehen, sondern auf die Zahl der Talkshows, die nicht ohne einen AfD-Vertreter auskommen konnten. 11 auf (ca.) 70 klingt von anders als 11 auf 400.
Noch sinnvoller wäre es, mal durchzuzählen, wie viele Talkshows unter einem Titel standen, der auch eine AfD-Botschaft hätte sein können bzw. „klassische AfD-Themen“ zur Diskussion stellten. Dies hatte der AfD-Abgeordnete Marco Bülow einmal für alle Talkshows ausgezählt. Über anderthalb Jahre hinweg, von Oktober 2015 bis Anfang März 2017 hat er „Maischberger“, „Anne Will“, „Hart aber fair“, Jauch und „Maybrit Illner“ ausgezählt und festgestellt (online):
- Um Flüchtlinge ging es in jeder 4. Sendung.
- Betrachtet man den gesamten Themenkomplex Flüchtlinge, Islam, Terror/IS, Populismus/Extremismus, dann wurde fast jede zweite Talkshow (94 von 214) mit einem dieser Themen bestritten.
- Armut und Ungleichheit wurden insgesamt in 6 Sendungen behandelt.
- Den Themen NSU, Rassismus und rechte Gewalt wurden jeweils nur eine Sendung gewidmet.