In der Kritik: „Tagesschau“ befragt Leute wie du und ich

Süffige Straßenumfrage und ein liebliches Jubiläum am Weinberg: In hochpolitischen Zeiten versucht die „Tagesschau“, ihre Zuschauer gefühlvoll abzuholen. Ist das eine gute Idee? […]

Seit einiger Zeit kultivieren ARD und ZDF den Irrglauben, dass die vielen, vielen Menschen, die nach Tagen, in denen sie mit Trash und Unsinn aller Art auf X und Insta durchgespült worden sind, abends keine verlässlichen Einordnungen und Hintergründe genießen möchten. Sondern dass sie sich selbst dabei zusehen wollen, wie sie einem Straßenreporter nicht rechtzeitig ausgewichen sind: „Ja gut, ich sach mal, wohl ist mir beim Blick in die Zukunft nicht.“ […]

Was haben die Zuschauer von dieser Form der Emotionalität und dieser Variante der Authentizität? In einer Sendung, in der einem idealerweise mit kundigem Wissen die Welt erklärt wird. Teuer genug ist das öffentlich-rechtliche System, wieso also kümmert man sich in der knappen Zeit nicht um den Abschnitt des segensreichen Rundfunkstaatsvertrages, der sich auf den Programmauftrag konzentriert? Auf Anfrage heißt es aus der ARD: „Straßenumfragen sind nur sehr selten Bestandteil von ‚Tagesschau‘-Beiträgen. Für repräsentative Umfragen gibt es den ARD-Deutschland-Trend.“ Herzlichen Dank für diese Information.

Gerhard Matzig, sueddeutsche.de, 11.04.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)