„Presse-, Meinungs- und Kunstfreiheit werden in dieser Republik nicht durch den Islam bedroht und kaum durch staatliche Institutionen – auch der verweigerte Zutritt eines Kamerateams der „heute show“ zum Bundestag gefährdete nicht die Pressefreiheit, sondern schützte das Parlament vor Missbrauch als Ironierampe –, vielmehr sind es die Medien selbst, die ihre Freiheit Stück für Stück beschneiden. Nur vergessen sie, darüber zu klagen. Zwar gibt es noch immer keinen gesetzlichen Schutz für Whistleblower, die durch Hinweise an die Öffentlichkeit Missstände aufdecken, aber es gibt auch so gut wie keine Zeitung, die auf den Zusammenhang von Pressefreiheit und Rechtsschutz für Whistleblower hinweist. Und offenbar ist es für die Pressefreiheit überhaupt kein Problem, dass viele Verlage Journalismus nur mehr als Content-Produktion, entsprechend Journalisten als – immer schlechter, aber noch immer zu hoch bezahlte – Content-Lieferanten betrachten, deren Texte von allem oder nichts handeln können, solange sie nur die vereinbarte Zeichenzahl (mit Leerzeichen) einhalten.
Christian Bommarius, Berliner Zeitung, 29.10.2014