Bernhard Pörksen: „Der Journalismus ist zu lange den Virologen gefolgt“

Eine Orientierung an Expertenmonopolen ist, prinzipiell gesprochen, nie gut. In Zeiten einer derart dramatischen Krise wird sie gefährlich. Hier hätte ich mir mehr Distanz und mehr Debatte gewünscht, eine von Journalisten erzwungene Weitung des Blicks. Ganz im Sinne des bevölkerungsbezogenen Ansatzes eines Martin Sprenger, der auch die Kollateralschäden der jetzigen Maßnahmen in den Blick nimmt. …

In Deutschland haben Bundes- und Landespolitiker versucht, eine Diskussion über den Sinn von Einzelmaßnahmen und die massiven Einschränkungen der Grundrechte abzubügeln. Und gefordert: „Bloß keine Exit-Diskussion!“ Ich halte eine solche Diskurstabuisierung für einen schweren Fehler. Zum einen, weil ohnehin niemand ernsthaft den Ad-hoc-Exit gefordert hat. Zum anderen, weil damit die gesellschaftlich existenzielle Frage der Zukunftsperspektive gleich mit abgeräumt wurde. Hier hätte der politische Journalismus sehr viel massiver gegen halten müssen.

Bernhard Pörksen, derstandard.at, 03.05.2020 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)