Zitiert: „Wie“-Fragen, die eigentlich keine Fragen sind – in Dokumentationen

Als zählebig erweist sich auch die Marotte, zu Beginn eines Films betonen zu müssen, dass man viel unterwegs war. „Wir starten unsere Reise in…“ oder „Unsere Reise beginnt in…“, so lauten entsprechende Formulierungen. Ein neues, nicht für möglich gehaltenes Niveau in diesem Bereich markierte die im Rahmen der Reihe „Die Story im Ersten“ gesendete Reportage „Wie gefährlich sind Kampfhunde?“ (ARD/Radio Bremen) mit dem Satz „Wir starten unsere Reise durch Hundedeutschland in Hannover.“

Der Titel dieser Dokumentation („Wie gefährlich sind Kampfhunde?“) steht noch für eine weitere Unsitte – für den Trend zu „Wie“-Fragen, die eigentlich keine Fragen sind. Ein weiteres Beispiel: Zu Beginn der Dokumentation „Pendler-Frust im Norden“, gezeigt im Dritten Programm NDR Fernsehen im Rahmen der Reihe „45min“, lautete eine Frage: „Wie sehr beeinflusst Pendeln das Leben?“ „Sehr!“, rief daraufhin ein Kommissionsmitglied in die Runde. So etwas passierte in der letzten Sitzungswoche öfter.

Das Jahr 2018 steht somit auch dafür, dass die berüchtigten „Wie“-Fragen aus Interviews mit Sportlern – „Wie sehr schmerzt diese Niederlage?“, „Wie glücklich sind Sie über diesen Sieg?“ – in den dokumentarischen Bereich Einzug gehalten haben. Gewiss, die Frage kann in einem journalistischen Beitrag grundsätzlich ein wichtiges Stilmittel sein. Aber im TV-Reportage- und Dokumentationsgenre scheint sie auf den Hund gekommen zu sein. Beziehungsweise: auf den Kampfhund.

René Martens, Medienkorrespondenz, 25.02.2019 (online)

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