Zitiert: Fehlende Einigkeit in der Filmbranche

Viele Missstände hätten beizeiten verhindert oder behoben werden können, wenn die verschiedenen Interessenvertretungen an einem Strang gezogen hätten. Deren Uneinigkeit, so sieht es ein Verbandsvertreter, werde von der Produzentenallianz und den Sendern ausgenutzt: „Würden die deutschen Filmschaffenden nur zwei Tage streiken, wären radikale Veränderungen möglich. Das funktioniert aber nicht, weil sie nicht gemeinsam gewerkschaftlich organisiert sind.“ Bisherige Versuche sind gescheitert; zuletzt hat die 2007 gegründete Organisation „Die Filmschaffenden e. V. – Vereinigung der Berufsverbände Film und Fernsehen“ ihre Tätigkeit nach elf Jahren eingestellt.

Ein Problem sei unter anderem das paritätische Stimmrecht gewesen, weil große Verbände wie der BVR ein Problem damit gehabt hätten, dass kleine Verbände die gleiche Stimme haben. Jeder Verband koche immer nur sein eigenes Süppchen, beklagt ein anderer Verbandsvertreter, der zudem von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft spricht: „Die Gruppe, die über Urheberrechte verfügt und leistungsschutzberechtigt ist, also vor allem Autoren und Regisseure, hat sich immer schwer getan, sich mit den anderen Gewerken zu solidarisieren.“

Schon nach wenigen Gesprächen zeigt sich zudem: Die Produktionskette ist viel zu komplex, um sich bei der Problemlösung auf einzelne Glieder zu beschränken.

Es wird nicht genügen, hier und da ein paar Löcher zu stopfen; die Misere ist grundsätzlicher Natur. Im Grunde gehört das komplette Produktionssystem auf den Prüfstand, wie diese Aussage andeutet: „Natürlich kann man feststellen, dass die einzelnen Projekte nicht ausreichend finanziert sind; aber man könnte auch mal der Frage nachgehen, wo denn das ganze Geld bleibt und ob es nicht zum Teil verschwendet wird.“ Die Problematik beginne schon bei der Stoff- und Drehbuchentwicklung: „Da mischen viel zu viele Menschen mit.“

Tilmann Gangloff, epd medien 28/2019, 19.07.2019 (nicht online)

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