Zitiert: Die Sahel-Einsätze der Bundeswehr – Mediale Routinen und Ignoranz?

Experten aus Mali, Niger und Deutschland kritisieren medial „übervereinfachte Realitätswahrnehmungen“ der Sahel-Konflikte; ein Ausblenden von Parlamentsdebatten stößt auf Unverständnis. Zu den Militäreinsätzen wird nicht hintergründig im Sahel recherchiert. Es gibt keine Reportagen und keine investigativen Recherchen aus dem Sahel. Korrespondenten berichten aus Kapstadt, Paris, Berlin und Rabat; also 2.400 bis 6.000 km entfernt von Bamako/Mali.

Hochrangige französische und deutsche Regierungsvertreter dominieren die Informationsquellen; wichtige Quellengruppen aus Afrika kommen so gut wie nie zu Wort. […] Zum Komplex „Terrorismus“ wird nicht hintergründig aufgeklärt. Von breiter Information und nachhaltiger Beförderung eines gesellschaftlichen Diskurses kann keine Rede sein. ….

Wir wollen mit der Vorabpublikation der Zusammenfassung auf die weitere innenpolitische Diskussion einwirken. Die noch anstehenden parlamentarischen Beratungs- und Entscheidungsprozesse scheinen offen zu sein. Entscheidend aber ist, dass wir vom Mediensystem einen deutlich ernsthafteren Umgang mit dem Thema Krieg und Kriegseinsätze fordern. …

Dass unter den Autoren der analysierten Beiträge kein einziger afrikanischer Journalist ist, empfindet Diallo als „Verachtung“ und Affront. Asche dazu: „In der Phase der politischen Entscheidung nicht einmal einen afrikanischen Autor, um einen Gastkommentar gefragt zu haben“, drücke die „Geringschätzung des Themas aus“ und zeige, dass die Redaktionen „den berechtigten Teil der neueren Postkolonialismus-Debatte noch nicht ernst genommen“ hätten. Diallo weist darauf hin, dass sich die Berichterstattung in immer gleichen Frames bewege.

Lutz Mükke, Kurzfassung OBS-Arbeitspapier 54, 2.5.2022 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)