Dokumentiert: Einzelne, quantitativ sehr kleine Zielgruppen kapseln sich vom TV ab

Es „zeigen die beiden Grundlagenstudien zur Mediennutzung in Deutschland, die ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation und die ARD/ZDF-Onlinestudie, auf, dass lineares Fernsehen und Radio zwar unverändert die mit Abstand nutzungsstärksten Medien sind. Parallel dazu haben sich aber auch in Teilen des Publikums die Mediennutzungsmuster ausdifferenziert und neue Erwartungen an den orts-, zeit- und geräteunabhängigen Zugriff auf präferierte Inhalte und an Partizipationsmöglichkeiten über soziale Medien herausgebildet. …

Heute leben die Menschen gewissermaßen in einer Videowelt. Noch nie war die Auswahl an Bewegtbild-Angeboten und Anbietern so groß. Der gemeinsame Nenner ist der Bildschirm,

auf dem die Inhalte unterwegs und zu Hause konsumiert werden. Dadurch hat Bewegtbild im Netz in den letzten Jahren an Attraktivität gewonnen. Mit Ausnahme kürzerer Webvideos ist jedoch bisher keine habitualisierte Nutzung von Angebotsformen festzustellen, bei denen längere Videos aus dem inhaltlichen Spektrum des klassischen Fernsehens im Vordergrund stehen. Vielmehr scheinen diese den Live- oder zeitversetzten Fernsehkonsum eher zu ergänzen. So ist eine Abkehr vom klassischen Fernsehen bislang nicht festzustellen. Für die überwiegende Mehrheit der Medienrezipienten in Deutschland scheint sich ein Nebeneinander von linearem und nicht-linearem Fernsehen, sowie von TV-Inhalten, die auf den unterschiedlichsten Plattformen verbreitet werden, und Nicht-TV-Inhalten herauszudestillieren.

Auch wenn die Habitualisierung bei vielen Genres abseits der Nachrichten noch nicht so ausgeprägt ist, zeigen sich doch genreübergreifend relevante Nutzerpotenziale vor allem bei der jüngeren Altersgruppe der unter 50-Jährigen. Aus ihrem Sehverhalten wird deutlich, dass der Markentransfer ins Netz über Mediatheken und andere Plattformen funktioniert. Gerade beim jungen Publikum spielen aber – unter anderem wegen ihrer geringeren Bindung an die etablierten (TV-)Anbieter – auch andere Plattformtypen eine Rolle. Zwar kapseln sich bisher nur einzelne, derzeit sehr spitze und quantitativ sehr kleine Zielgruppen von linearen und nichtlinearen TV-Angeboten in die Öko-Systeme („geschlossenen“ Plattformen) großer internationaler Player ab. Eine zielgerichtete Distribution ausgewählter öffentlich-rechtlicher Qualitätsinhalte über diese Plattformtypen (soweit es die Rechtelage erlaubt) erscheint jedoch vor diesem Hintergrund sinnvoll, um auch zukünftig die Gesamtheit der Bevölkerung anzusprechen.“

 

Andres Egger, Birgit van Eimeren: Bewegtbild im Internet: Markt und Nutzung digitaler Plattformen in: Media Perspektiven 2/2016, S. 108 ff.

 

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