ARD-Produzentenbericht: „Meilenstein auf dem Weg zu Transparenz“?

Die Ergebnisse des ersten ARD-Produzentenberichts, der am 23. September in Stuttgart vorgestellt wurde,  fasste Volker Nünning in der Medienkorrespondenz (02.10.2015)zusammen. „Die ARD hat im Jahr 2014 insgesamt 707,1 Mio Euro an Firmen für die Herstellung von Fernsehproduktionen gezahlt. Mehr als zwei Drittel des Gesamtbetrags hätten Unternehmen erhalten, die nicht mit der ARD verbunden seien. … Von den insgesamt 707,1 Mio Euro, die die ARD 2014 an Produzenten zahlte, flossen konkret 493,5 Mio Euro an Unternehmen, bei denen weder eine ARD-Anstalt noch die Degeto direkt bzw. indirekt beteiligt ist. Das entspricht einem Anteil von 69,8 Prozent.

 

Alexander Thies, der Vorsitzender des Produzentenallianz-Gesamtvorstands, begrüßte  den Produzentenbericht als „Meilenstein auf dem Weg zu Transparenz“, machte aber auch darauf aufmerksam, dass „für ein aussagekräftiges Gesamtbild“  allerdings noch „Angaben zu den Eigenproduktionen der Sender“ fehlen.

 

Oliver Castendyk, Leiter der Sektion Entertainment der Produzentenallianz, stellte später in einem Beitrag für die Medienkorrespondenz u.a. fest: „Der Produzentenbericht 2014 setzt weitgehend die „Leitlinien zur  Transparenz“ um, die ARD und ZDF 2013 mit dem Verband Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen vereinbart hatten. NDR-Intendant Marmor bezeichnet den Produzentenbericht als wichtigen Schritt. Das ist richtig: Weiterentwickelt und ergänzt, z.B. um Eigenproduktionen und bessere Genre-Aufteilungen, wird die ARD mit dem nächsten Bericht das Ziel „Transparenz Programmherstellung“ tatsächlich erreichen können.“

 

Weiterentwickeln und ergänzen könnte man den Bericht noch um:

–  Angaben für den Kinofilm, wie hoch der Gesamtwert der von ARD/ZDF anteilig geförderten Filme ist,

–  eine Darstellung der bereitgestellten Mittel für die einzelnen – sich zum Teil überschneidenden  – Genre (Kurzfilm, Kinderfilm, Animationsfilm, Dokumentarfilm/Dokumentation. Spielfilm, Fernsehfilm/-reihe, Fernsehserie)

 

 

Aufgefallen ist mir zudem:

  • dass das Genre Bildung (siehe S. 8) dann auf Bildung und Beratung (S. 12) erweitert wird,
  • dass im Sportjahr 2014 für den Bereich Sport nur 958.900 Euro an Auftrags-, Ko- und Mischproduktionen in Auftrag gegeben wurden, dies also ca. 0,2 Prozent des Sportetats ausmacht. Damit kann allerdings nicht überprüft werden, ob die Aussage, dass große Sportereignisse auch mit kritischen Dokumentationen und Reportagen begleitet werden, stimmt (da die ja inhäusig produziert werden können)
  • dass für Kinofilm/Spielfilm andere Kriterien angenommen werden als in den vom IFEM ermittelten Programmprofilen, wie sie in den Media Perspektiven, so z.B. für das Jahr 2015, dargestellt werden. (Für das IFEM ist ein Kinofilm nur ein Bestandteil des Spielfilms, im Genre des Fernsehfilms gibt es keinen Kinofilm.

 

Paul Kirchhof hatte in der FAZ (19.01.2015) festgestellt: „Mit der öffentlichen Abgabe steigern sich die Transparenzpflichten. Jeder Beitragsschuldner hat einen Anspruch darauf, zu wissen, was mit seinem Geld geschieht, welche Sendung für welche Summen gekauft und produziert wird.“

 

Umgekehrt heißt dies, wenn die Daten nur anders aggregiert, auf Produzenten bezogen dargestellt werden: Man hat auch ein Recht darauf zu erfahren, welche Produzenten in welchem Umfang zu welchen Konditionen welche Produktionen untergebracht haben und somit eine Rankingsliste der Auftragsvolumina Auftragsnehmer erstellen.

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)